BRUNSBÜTTEL MAGAZIN

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Aktuell

"Ich musste einfach Prinz werden“

Prinz und Ur-Marner Holger I im großen Interview.


Foto Karneval Volker von Hemsen

 

Der Februar steht ganz im Sinne der Kostümierung. Die Stadt Marne wird in der 5. Jahreszeit immer zu DER Karneval-Hochburg in Schleswig-Holstein, die ihresgleichen sucht. Nach zweijähriger Corona-Pause hat die Marner Karnevals-Gesellschaft (MKG) wieder total Lust auf dieses bunte Spektakel - ebenso wie Prinz Holger Borchers (Holger I.) und seine Ehefrau Andrea I., die in diesem Jahr das Prinzenpaar darstellen.

Im Gespräch mit Holger I. blicken wir in seine Kindheit zurück und wieso hier bereits eine Verbindung zum närrischen Treiben bestand, auf die kommende Karnevalszeit in Marne und auch auf alle Pflichten und Aufgaben, die ein Prinzenpaar erfüllen müssen.
Hallo Herr Borchers, vielen Dank dafür, dass Sie für dieses Interview zur Verfügung stehen.
H.B.: Sehr gerne doch.

Herr Borchers, wie sind Sie eigentlich zum Karneval gekommen?
H.B.: Ich bin in Marne geboren, ging in Marne zur Schule und lebte meine gesamte Kindheit in Marne - da war es quasi unmöglich, nicht zum Karneval zu gehen. Die Marner*innen leben diese 5. Jahreszeit wie kein anderer Ort, das steckt einfach an!

Also dachten Sie sich: "Ich muss mich einfach als Prinz bewerben?"
H.B.: Nein, so ist das nicht, man bewirbt sich nicht auf dieses Amt, wann wird benannt. Die MKG kommt auf die Personen zu, die für das Prinzenpaar in Frage kommen könnten und wenn du dann zusagst, dann hast du eigentlich das Amt schon sicher inne.

Ach so. Als Ihr Telefon klingelte und sich die MKG am anderen Ende meldete, war für Sie sofort klar, dass Sie dieses Amt bekleiden möchten?
H.B.: Nicht sofort, ich wurde nämlich in der Vergangenheit schon des Öfteren danach gefragt. Auf Grund meiner Selbstständigkeit als Gastronom und der damit verbundenen Aktivität bei diversen Open-Air-Veranstaltungen, bin ich beruflich meistens am Wochenende so stark eingebunden, dass für andere Aktivitäten schlicht die Zeit fehlt. Als aber Ende Oktober 2021 mein Telefon klingelte und MKG-Präsident Heiko Claußen erneut nachfragte, hielt ich kurz Rücksprache mit meiner Ehefrau Andrea, ob wir dieses Mal nicht zusagen wollen. Wie ihr seht, ich konnte sie überzeugen (lacht).

Da mussten wohl gute Argumente her?
H.B.: Nicht wirklich, ich sagte ihr, dass dies eine Ehre sei und bestimmt unheimlich viel Spaß mache. Außerdem werden wir als Prinzenpaar zu vielen Veranstaltungen - auch außerhalb Marnes - automatisch eingeladen, diese Erfahrungen müssten wir einfach machen. Ausschlaggebend war allerdings, dass ich uns in 2021 Karten für die alljährliche Prunksitzung besorgt hatte. Ich wollte Andrea damit zeigen, wie positiv verrückt die Marner*innen zur Karnevalszeit sind - und das hatte sie letzten Endes überzeugt. Wir hatten so viel Spaß bei dieser Prunksitzung, wir konnten nur noch zusagen.
Und nebenbei, ich war ja auch bereits Kinderprinz, da MUSS ich einfach Erwachsenenprinz sein!

Verständlich. Und dann haben Sie der MKG mitgeteilt, dass Sie das Amt annehmen werden? Und wie ging es dann weiter?
H.B.: Zunächst einmal ist da A und O, dass man absolutes Stillschweigen hegt. Nur der MKG-Präsident und das Prinzenpaar wissen, wer Prinzenpaar wird. Sie glauben gar nicht, wie schwer das ist! Ende November kommt es dann immer zur Proklamation im Holsteinischen Haus in Marne. Alle Teilnehmer*innen können dann ihre Tipps abgeben, wer das zukünftige Prinzenpaar sein wird. Uns hatte damals kaum jemand auf dem Schirm. Wir waren zwar zu Gast bei der Sitzung, aber unsere Tochter Lilou tanzte an diesem Abend, so dass dies quasi das Argument unseres Besuches war. Als die Tanzeinlage dann zu Ende war, haben wir mit unserer Tochter den Saal verlassen - aber nur, um uns in die Prinzenpaar-Kostüme einzukleiden. Als wir dann in voller Montur zurückkamen, staunten viele Teilnehmer*innen nicht schlecht - das war wirklich lustig!

Das kann ich mir vorstellen, aber Sie sprachen von 2021? Wir haben mittlerweile 2023, aber werden Prinzenpaare nicht für ein Jahr ernannt?
H.B.: In der Regel schon, aber auf Grund von Corona durften wir unsere Amtszeit um ein weiteres Jahr verlängern.

Nun ist es ja bald soweit, Rosenmontag steht vor Tür. Was genau reizt Sie an dem ganzen närrischen Treiben?
H.B.: Die Geselligkeit, das bunte Treiben, die ausgelassene Stimmung, dass alles sind Gründe, weshalb die Karnevalszeit so toll ist. Man hat einfach Spaß und jeder möchte dem anderen durch sein Kostüm eine Freude bereiten. Zudem haben die verschiedenen Auftritte wie beispielsweise der große Karnevalsumzug einen starken sozialen Charakter, das finde ich einfach super.

Was ist Ihr absolutes Highlight in dieser Zeit?
H.B.: Ganz klar, Rosenmontag. Das ist der absolute Höhepunkt. Wenn man an diesem besonderen Tag in Marne zu Besuch ist, weiß man, wovon ich rede. Die ganze Stadt steht Kopf, Groß und Klein, Jung und Alt, alle machen mit und machen sich buchstäblich zum Narren. Und es ist egal, ob man Gast ist, Offizieller, Marner oder Nicht-Marner, jeder ist willkommen und hat gleichermaßen Spaß.
Was ich aber auch toll finde, ist, dass wir als Prinzenpaar zu anderen Prunksitzungen eingeladen wurden. Wir waren bereits in Kiel oder Büsum, auch diese Veranstaltungen hatten ihren Charme und der Besuch lohnte sich allemal, aber darf ich ehrlich sein - keine dieser Veranstaltungen ist mit Marne zu vergleichen.

Wieso, worin liegt der Unterschied?
H.B.: Wie eingangs erwähnt, die Marner*innen leben den Karneval. Hier in Marne denken sich die Karnevalisten immer etwas Neues aus. Kein Jahr ist so, wie das andere, das macht das alles so spannend. Die MKG trägt auch dafür Sorge, dass hier alles im höchsten Maße professionell aufgezogen wird. Obwohl Marne nicht Köln, Düsseldorf oder Mainz ist, wollen sie sich trotzdem mit den ganz Großen messen. Und wenn man es auf die Einwohnerzahl reduziert, können Sie das auch!
Die MKG legt zudem auch großen Wert auf die Gemeinschaft, hier agieren junge und alte Menschen auf Augenhöhe und jeder spricht, tanzt und feiert mit jedem - das ist sehr selten in unserer Gesellschaft. Wir sind quasi alle wie eine große Familie.

Das klingt nach unheimlich viel Spaß. Gibt es noch etwas, worauf Sie und Ihre Frau sich besonders freuen?
H.B.: Oh ja, und zwar haben wir das Privileg im September nach New York City zu fliegen, um dort an der Steubenparade teilzunehmen, natürlich in unseren Kostümen.

Steubenparade?
H.B.: Hierbei handelt es sich um einen großen Umzug, mitten in Manhattan. Ende der 1950er-Jahre wurde diese Veranstaltung von deutschstämmigen Amerikanern gegründet und gilt heute als eines der größten Ereignisse im deutsch-amerikanischen Festkalender.
Sehr spannend, dann wünschen wir Ihnen an dieser Stelle schon einmal viel Vergnügen in den USA und natürlich auch bei allen Events in Marne. 

Gibt es abschließend noch etwas, was wir vergessen haben?
H.B.: Ja, dass wir am Rosenmontag natürlich auch wieder Teil des kulinarischen Angebots in Marne sein werden, trotz unseres Amtes als Prinzenpaar. Unsere Stände und das Personal der Event-Location werden an den bekannten Plätzen wieder für alle Karnevalisten zur Verfügung stehen. Darauf freuen wir uns sehr, insbesondere weil wir nach zwei Jahren endlich wieder den Rosenmontag so feiern können, wie wir es in der Vergangenheit getan haben.

Das stimmt, wir freuen uns alle darauf, dass ein großes Stück Normalität zurück ist. Dann möchten wir uns an dieser Stelle bei Ihnen für die Zeit bedanken und wir wünschen Ihnen und Ihrer Frau eine unvergessliche Zeit als Prinzenpaar.
H.B.: Sehr gerne und nicht zu vergessen: Marn' hol fast!

 

 

Alle Termine in 2023:

Große Prunksitzung am Nachmittag: Freitag, 03.02.23
1.Große Prunkstitzung am Abend: Samstag, 04.02.23
2. Große Prunksitzung am Abend: Samstag, 11.02.23
Große Kinderprunksitzung: Sonntag, 12.02.23
Großer Rosenmontagsumzug: Montag, 20.02.23
Kartenverkauf für die Prunksitzungen:
Provinzial-Bezirkskommissariat Thorsten Pfahler
Koenigstraße 5-7
25709 Marne
Tel: (04851) 95010
Fax: (04851) 95017