"Ich habe jeden Tag aufs Neue Spaß an der Arbeit“

Der Bürgermeister Martin Schmedtje im großen Interview.

Bürgermeister Martin Schmedtje

Sechs Jahre Amtszeit nehmen in 2024 ein Ende, optimalerweise sollen weitere sechs Jahre dazu kommen. Wir nutzen die Gelegenheit vor den Bürgermeisterwahlen am 09. Juni – einen Tag nach dem traditionellen Westküstenflohmarkt - und haben mit dem amtierenden Bürgermeister Martin Schmedtje gesprochen.

Was waren seine damaligen Beweggründe, sich zu bewerben? Wieso möchte er erneut antreten und woran erinnert er sich gerne zurück – oder auch nicht so gerne?

 

Moin Herr Schmedtje, vielen Dank dafür, dass Sie für dieses Interview zur Verfügung stehen.

M.S.: Moin und sehr gerne doch.

 

Herr Schmedtje, erzählen Sie doch mal kurz etwas über sich und über Ihre Verbundenheit zu Brunsbüttel?

M.S..: Ich bin in Brunsbüttel, genauer gesagt in Brunsbüttelkoog, geboren und ging in Wilster zur Schule. Meine Kindheit und Jugend lebte ich zwar in Kudensee, jedoch war Brunsbüttel geschmeidig mit dem Rad zu erreichen. Man verbrachte also seine Freizeit mit seiner Clique häufig in Brunsbüttel.

 

Was hat der junge Herr Schmedtje denn in seiner Freizeit so unternommen, gibt es dort ein explizites Beispiel?

M.S.: Kommt darauf an, welches Alter der „junge Herr Schmedtje“ haben soll? Im jüngeren Teenager-Dasein war natürlich das Freizeithallenbad ein regelmäßiger Anlaufpunkt in unserer Freizeit, wir haben damals die Anfänge des tollen Schwimmbades live miterleben dürfen – das war schon etwas ganz Besonderes. Aber auch das Freibad Ulitzhörn wurde in den Sommermonaten regelmäßig angeradelt.

 

Ach so. Und im Jugendalter?

M.S..: Naja, das Bubble war ja nicht so weit (lacht).

 

Verstehe! Nun aber machen wir einen kleinen Sprung im Zeitstrahl. Sie sind seit 2018 Bürgermeister der Schleusenstadt Brunsbüttel. Wieso sind Sie Bürgermeister geworden?

M.S.: Eine gute Frage, ich müsste hier ein wenig ausholen. Ich wurde im August 2016 ein halbes Jahrhundert alt und beim Nullen fragt man sich „was soll jetzt noch kommen“? Beruflich wie privat lief alles super. Ich war ehrenamtlich in der Kommunalpolitik vertreten, ehrenamtlicher Bürgermeister von Breiholz, hatte meine Bettina, mit der ich sehr glücklich bin und einen abwechslungsreichen Job als Pressesprecher und Gremienbetreuer beim Kreis Rendsburg-Eckernförde – eigentlich hat nichts gefehlt! Trotzdem hatte ich schon immer Lust, mein Hobby zum Beruf zu machen, dieser Gedanke reizte mich schon sehr… und dann bekam ich mit, dass mein Vorgänger Stefan Mohrdieck zum Landrat des Kreises Dithmarschen gewählt wurde.

 

Okay, und dann sagten Sie zu sich: „Ich werfe meinen Hut in die Mitte“?

M.S.: Nicht sofort, das war dann doch eher eine „5-vor-12-Entscheidung“. Bettina sagte mir „Mach“, meine Kinder sagten mir „Mach“ und auch viele Bekannte aus meiner Kindheit und Jugend, zu denen der Kontakt all die Jahre aufrecht gehalten wurde, fragten regelmäßig, wieso mein Gesicht bei der damaligen Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten noch nicht in der Zeitung erschienen sei.

Nach reiflicher Überlegung habe ich dann meinen Hut geworfen.

 

Gab es hierfür einen bestimmten Auslöser?

M.S.: Eigentlich nicht. Ich denke aber, ich hätte es mir im Alter vorgeworfen, hätte ich schlussendlich nicht den Mut aufgebracht.

 

Okay. Wir spulen etwas vor, aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Wieso möchten Sie im Juni erneut antreten?

M.S.: In erster Linie, weil ich tagtäglich Lust verspüre und es mir einfach unendlich viel Spaß macht. Die Arbeit ist sehr herausfordernd, aber auch spannend und abwechslungsreich. Einfach gesagt: Ich bin noch nicht fertig!

 

Was genau meinen Sie damit?

M.S.: Naja, es wurden gefühlte hundert Projekte während meiner Amtszeit angestoßen, teils abgeschlossen, teils noch nicht. Ich möchte diese Projekte weiterhin positiv begleiten und im Optimalfall auch vollenden.

 

Und was genau macht Ihnen denn am Beruf „Hauptamtlicher Bürgermeister“ so viel Spaß?

M.S.: Ich liebe Menschen und den Kontakt zu ihnen. Der Austausch mit Bürger*innen, aber auch mit Geschäftsleuten, Mitarbeitenden oder Kommunalpolitiker*innen macht diesen Job so vielfältig und auch interessant. Ich habe keinerlei Berührungsängste und habe immer ein offenes Ohr für meine Mitmenschen und deren Projekte, das macht jeden Tag aufs Neue unendlich viel Spaß und Freude. Ich verstehe mich so gesehen als Diener für die Menschen der Stadt.

 

Haben Sie es sich denn auch genau so vorgestellt?

M.S.: Generell, ja. Vielleicht sollte ich lieber sagen, ich habe es mir genau so gewünscht – und manchmal gehen eben doch Wünsche in Erfüllung.

 

Ich höre zwischen den Zeilen irgendwie ein „aber“?

M.S.: Nein, ich habe mich nur gerade an die Zeit zwischen „Bewerbung einreichen“ und „gewählt werden“ zurückerinnert, denn das ist emotional schon ein großer Unterschied gewesen.

 

Inwiefern?

M.S.: Also, ich möchte nicht sagen, ich hatte Zweifel, ob ich der Richtige oder ob ich der Aufgabe gewachsen bin, allerdings hat man bei solchen großen Entscheidungen doch immer eine leise Stimme im Ohr, die flüstert: „Kannst du die Erwartungen erfüllen?“. Ich gebe zu, dass natürlich anfangs gewissermaßen Ängste vorhanden waren, aber ich merkte sehr schnell, dass die Praxis doch um einiges geiler als die Theorie ist!

 

Das kann ich mir vorstellen. Wenn Sie die letzten sechs Jahre Revue passieren lassen, was war ihr größtes Highlight?

M.S.: Oh, das ist schwer (überlegt etwas länger). Das spannendste und vielleicht beeindruckendste Thema ist womöglich das ganze LNG-Thema von A bis Z. Nachdem unser Bundeskanzler damals die Stadt Brunsbüttel als Standort genannt hatte, waren wir gefühlt der Mittelpunkt der Erde. Wir hatten vor Ort TV-Teams aus Japan und Kanada, aber auch viele bundespolitischen Vertreter*innen. Mein Bürgervorsteher Michael Kunkowski sagte damals einen Satz, der genau ins Schwarze traf: „Brunsbüttel ist in aller Munde“ – und genau so war es auch!

 

Ich erinnere mich, war nicht auch Wirtschaftsminister Habeck hier vor Ort?

M.S.: Genau, das fällt mir doch noch etwas ein. Die Meinungen zu seiner betriebenen Politik gehen sehr weit auseinander, aber was mir im Gedächtnis geblieben ist, war eine nichtöffentliche Gesprächsrunde mit den Vertretern der Naturschutzverbände im Bürgersaal des Elbeforums. Herr Habeck nahm sich drei Stunden Zeit und beantwortete alle Fragen persönlich, obwohl gefühlt das halbe Ministerium mit im Saal war. Die Art und Weise, wie er mit dieser nicht einfachen Situation umgegangen war, hat mich beeindruckt.

 

Wenn wir nach Ihrem Highlight fragen, müssen wir natürlich auch Ihr persönliches Lowlight erfahren.

M.S.: Um ehrlich zu sein, muss ich hier nicht lange überlegen – es gibt kein konkretes Beispiel! Manche Entscheidungen waren Volltreffer, bei einigen Entscheidungen musste auch mal nachgesteuert werden. Nur „wer nichts macht, macht keine Fehler“!

 

Das ist vollkommen richtig, danke für die Ehrlichkeit. Abschließend würde mich noch interessieren, ob Sie ein Ziel bis 2030 haben, persönlich und/ oder dienstlich?

M.S.: Also nach meiner 2. Amtszeit meinen Sie (lacht)?

In erster Linie, und das ist mir wirklich das wichtigste Gut, gesund bleiben! Eigentlich muss ich zugeben, wenn alles so bleibt, wie es ist, bin ich glücklich – außer natürlich, dass mein HSV dann in der 1. Liga spielt, das fehlt zur Perfektion noch (lacht).

Dienstlich gibt es viele Ziele. Wir haben z.B. das Quartiersmanagement auf die Südseite geholt, ich würde dieses gerne noch ausweiten, allgemein gesehen, würde ich liebend gerne einfach Treffpunkte für Menschen schaffen. Aber es gibt natürlich auch bauliche, investive Projekte, die ich weiterhin begleiten und im Optimalfall auch vollenden möchte. Unsere bauliche Prioritätenliste möchte ich also weiter abarbeiten und natürlich auch finanzieren können. Zudem ist mir die Fachkräftegewinnung und die Digitalisierung für die Stadtverwaltung ein großes Anliegen.

Aber auch bestehende, immer wiederkehrende Themen müssen wir weiterhin im Auge behalten, wie eine dauerhafte Direktverbindung nach Niedersachsen oder eine Bahnverbindung im Rahmen der ÖPNV-Erweiterung.

 

Ich merke schon, es gibt noch einiges zu tun?

M.S.: Es soll ja auch nicht langweilig werden, oder?

 

Das stimmt, in diesem Sinne möchte ich auch gar nicht weiter Ihre Zeit beanspruchen und bedanke mich recht herzlich für Ihre Zeit und für das Interview.

M.S.: Das tun Sie auch nicht, auch so etwas gehört dazu – und macht ja auch viel Spaß! Danke!

 

Termin:

Bürgersprechstunde

In der Regel dienstags, von 16.00 – 17.00 Uhr

Bürgermeisterzimmer, Rathaus

Koogstraße 61-63

Termine gibt es unter: 04852-391 127.